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"Love You To"


(von George Harrison,
13.04.1966 EMI Studios London)





Recht haben all die Beatlekundler, die sagen, Revolver war das erste Album der Beatles, bei dem es nur ein Kriterium gab, so gut wie möglich zu klingen. Revolver ist ein derart außergewöhnliches Klangabenteuer, dass es das große Songwriting, aus dem all diese Soundlandschaften erwuchsen, beinahe überdeckt. Natürlich war Revolver auch Teil eines Gesamtprojektes. Doch stärker als jedes andere Beatles-Album liefert es das Fundament für all zukünftigen Entwicklungen dieser sagenhaften Band, die ohnehin absolut einmalig war. Revolver war der Ausgangspunkt für die nächsten fünf Jahre ihrer Mission, nämlich in Galaxien vorzudringen, die nie eine Band zuvor gesehen hatte.

Mit George Harrisons akustischen Sitarschnörkeln, die in der Folge zu einem Markenzeichen der psychedelischen Musik der Mittsechziger wurde, fing alles an sich zu entwickeln. LSD verfeinerte ja nicht nur die Hörfähigkeiten, sondern auch das Bewußtsein des day trippers, und durch die trippigen, exotischen Ideen von "Love You To" bekam natürlich auch Indien für die Hörerinnen dieses Liedes einen ganz neuen Stellenwert.


("Love you to" bei YouTube)



Es handelt sich hier um einen der ersten westlichen Popsongs, der für indische Instrumente geschrieben wurde. Sir George hat es ja erwähnt in "I Me Mine", dass die Sitarklänge auf "Nowegian Wood" noch eher zufällig waren,  jedoch aber bei "Love You To" erstmals bewußt eingesetzt worden sind:

"'Love You To war eine der ersten Melodien, die ich für die Sitar schrieb. Norwegian Wood war  ein Unfall, was den Sitar-Teil betrifft, aber dies war das erste Stück, in dem ich bewußt versuchte, die Sitar und die Tabla auf der ersten Spur einzusetzen: Ich spielte Gitarren und Gesang erst später dazu."

Mit einem Text, der sich inhaltlich definitiv von üblicher Popromantik abgenabelt hat und einen gesunden Schuß proto-hippiehafter weiser Instruktionen enthält wie - " to make love all day long, make love singing song there's people standing round, who'll screw you in the ground, they'll fill you in with all there sins, you'll see." -  begann sich die psychedelische Zeit der Beatles in einem atemberaubendem Stil zu entfalten. Man kann Revolver fein säuberlich unterteilen: in Songs, die nach einer Beatles-Rockband klingen, aber im Studio derart überarbeitet wurden, dass die Beatles eine Live-Aufführung selbstredend als unmöglich erachteten; und in Klanglandschaften, die mit dem Bühnensound der Band rein gar nichts gemein haben.

George Harrison erinnert sich in einem Interview mit Charles Murray:
"Aufgrund der Technologie, die wir damals im Studio verwendeten, konnten wir viele Songs nicht mehr auf die Bühne bringen. Wir waren doch nur eine kleine Tanzkapelle (super understatement oder?), die niemals daran dachte, sich zu vergrößern. Wir sagten uns immer, dass wir aus unseren Fähigkeiten solange das Beste herausholen, bis wir an einen Punkt kommen, an dem es einfach nicht mehr funktioniert - und dann würden wir es eben bleiben lassen."

Sir George sagt in der Beatles-Anthologie auf Seite 209 sehr bezeichnend : "Ich schrieb Love You To auf der Sitar, weil es so schön klang und ich mich immer mehr dafür interessierte. Ich wollte eine Melodie speziell für die Sitar schreiben. Das Stück hatte auch einen Tablateil, es war das erste Mal, dass wir tablas einsetzten."

Sir Paul meinte im gleichen Buch : "Die indischen Sounds sind Hauptsächlich Georges Ding. Zu Anfang hörten wir einfach indische Musik, und es gefiel uns. Das leiernde Gesumme hatte was, auch weil wir so was Ähnliches in früheren Songs auch schon ansatzweise gemacht hatten. Aber George interessierte sich sehr dafür und ging auch zu ein paar Konzerten von Ravi Shankar, dann lernte er auch Ravi Shankar kennen und sagte, "wow er hat mich umgehauen, allein seine Persönlichkeit. Er ist ein unglaublicher Bursche. Er ist gewiss einer der Besten." Ravi Shankar wußte ja nicht, das George es ernst damit meinte, und als er es herausfand, dass es so war, haute es ihn ebenso um. Die beiden hatten also viel Spass zusammen.! Und so entstanden die indischen Songs. Es ist schön, wenn man anfängt, die beiden Arten von Musik zu verbinden. Die Anfänge waren ja ganz schlicht und dann wurde die LP auch etwas anspruchsvoller. Sie erinnert ein bisschen mehr an indische Musik und hilft den Leuten, sie zu verstehen - weil sie sehr schwer zu verstehen ist. Aber wenn du dich hineinfühlst ist Indische Musik das Größte."


("Love you to" bei YouTube)


Sir John sagte auch etwas zum Thema im gleichen Buch : " Es ist erstaunlich - so cool. Erscheinen Dir die Inder nicht auch cool ? Diese Musik ist tausende von Jahren alt; Ich finde es echt lächerlich, dass die Engländer da rübergehen und den Indern sagen wollen, was sie machen sollen, unglaublich. ! "

George Harrison : "Für mich ist es derzeit die einzige wirklich gute Musik, und daneben wirkt westliches Zeug im drei-oder viervierteltakt irgendwie tot. Du kannst so viel mehr aus dieser Musik herausziehen, wenn du wirklich bereit bist, dich darauf zu konzentrieren und zuzuhören. Ich hoffe, dass mehr Leute sich darauf einlassen werden."

Nun, ich als devoter Beatle- und George Harrison-Fan, kann ihn beruhigen, nach Love You To war die Welt nicht mehr die selbe. Wie ein Flächenbrand verbreitete sich der Geschmack für indische Musik unter einem gewissen Teil der Beatles Fans. Sir George sollte von nun an seine ganz besondere Fangemeinde bekommen, die mit ihm den Aufbruch auch in spirituelle Welten wagte und ihm auch treu ergeben blieb, bei all seinen Ausflügen in die alten indischen Mystistismen und Yoga-Weltanschauungen. Dafür, dear George, lieben und respektieren wir dich, and yes, we all love you to, really.!

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harifan